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"Ohne Forschung keine Innovation, ohne Innovation kein Fortschritt"

21.10.16
Author: Switzerland Innovation
Kaspar E.A. Wenger, Präsident des Verwaltungsrats der Holcim (Schweiz) AG

Interview mit Kaspar E.A. Wenger, Präsident des Verwaltungsrats der Holcim (Schweiz) AG und Vertreter des Unternehmens im Wirtschaftsbeirat der Stiftung Switzerland Innovation

Was bedeutet für Sie und Ihr Unternehmen Innovation?
Die Schweiz ist arm an Rohstoffen. Zum Ausgleich dafür verfügen wir über viel Kies, Kalkstein und kluge Köpfe. Dass die Schweiz zum sechsten Mal in Folge in der Rangliste des Global-Innovation-Indexes (GII) ganz oben steht, kommt nicht von ungefähr. Innovation heisst für LafargeHolcim ganz nah am Kunden und seinen Bedürfnissen zu sein und massgeschneiderte Lösungen anbieten zu können. Jüngstes Beispiel ist unser Hochleistungsfaserbeton Ductal, der Stahlfasern enthält und so auch ohne Armierung höchsten Belastungen standhält. Dadurch können ganze Brückenkonstruktionen saniert werden.

Was unternimmt Ihr Unternehmen im Bereich Forschung & Entwicklung?
LafargeHolcim unterhält zwei Forschungszentren im schweizerischen Holderbank und im französischen Lyon. Diese entwickeln neue Materialien und Anwendungen unter dem Gesichtspunkt von Energie- und Kosteneffizienz, ökologischem Fussabdruck, Ästhetik, Gesundheit, Komfort und Wohlbefinden.
Die Holcim Schweiz AG hat eine Abteilung Anwendungstechnik samt Labor. Dieses entwickelt und testet Betonrezepturen und andere Anwendungen. Bekanntestes Projekt ist der Gotthard-Basis-Tunnel. Die Entwicklung der Betonrezepturen dauerte mehr als zwei Jahre und wurde während der ganzen Bauzeit laufend an die jeweiligen Bedingungen angepasst.

Ihr Unternehmen gehört zu den Erstgönnern der Stiftung Switzerland Innovation. Was hat Sie dazu bewogen, sich bei diesem Projekt von Anfang an zu engagieren? Und was erwarten Sie von diesem Engagement?
Ohne Forschung keine Innovation, ohne Innovation kein Fortschritt. Forschung ist für ein rohstoffarmes Land wie die Schweiz unerlässlich. Dies umso mehr, als dass uns der Ausschluss vom europäischen Forschungsprogramm Horizon 2020 droht. Bei Switzerland Innovation mitzumachen ist für ein verantwortungsbewusstes, multinationales Unternehmen wie LafargeHolcim selbstverständlich.
Switzerland Innovation kann als Bindeglied zwischen Forschung und Wirtschaft zusätzlich eine wertvolle Funktion erfüllen, sei es beim Sponsoring von Lehrstühlen oder bei der grosszügigen Förderung von Innovation. Dazu zähle ich ETH Spin-Offs, die als Start-ups oder auch bei weiteren Finanzierungsrunden von besseren Startmöglichkeiten profitieren.
Die ETH Zürich ist als einzige europäische Universität unter den weltweiten Top-ten-Universitäten vertreten. Dies ist Bestätigung und Herausforderung zugleich. Die Schweiz als kleines Land darf den Anschluss an die Weltspitze nicht verlieren.

Die Schweiz belegt seit Jahren konstant einen Spitzenplatz in den Ranglisten der innovativsten Länder. Was macht die Schweiz besser als andere Länder?
Innovation hat viel mit Köpfen und Kapital zu tun. Man muss erstens genügend Mittel bereitstellen und zweitens muss Bildung einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft geniessen. Nur so bleiben wir international konkurrenzfähig und nur so gelingt es uns, die klügsten Köpfe anzuwerben und zu halten.

Was braucht es Ihrer Ansicht nach, damit sich Unternehmen in Zukunft vermehrt für die Schweiz als Standort für Ihre F&E Aktivitäten entscheiden?
Attraktive Rahmenbedingungen – also ein kompetitives steuerliches Umfeld, eine gute und leistungsfähige Infrastruktur, freie Flächen, um Industriebetriebe anzusiedeln, international wettbewerbsfähige Universitäten, gut ausgebildetes Personal, ein unbeschränkter Zugang zu Humankapital und...und... und. Sicher nicht eine wuchernde Bürokratie und ein restriktiver Zugang zu ausländischen Spitzenkräften.