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Die Selbstheilungskräfte des menschlichen Körpers ankurbeln

29.5.18
Author: Interview SIP Basel Area mit Prof. Friedrich Metzger, CEO Versameb

Angesichts einer stetig älter werdenden Weltbevölkerung nimmt die Bedeutung regenerativer Behandlungsmethoden stetig zu. Im Switzerland Innovation Park Basel Area forscht die Versameb AG an einem Wirkstoff, der künftig Menschen bis ins hohe Alter mehr Lebensqualität ermöglichen soll. CEO Prof. Friedrich Metzger verrät im Interview, wohin die Reise gehen soll.


Herr Metzger, Ihr Unternehmen Versameb beschäftigt sich mit regenerativer Medizin. Woran genau arbeiten Sie?
Wir entwickeln ein Medikament, welches die Regeneration von Zellen in Muskeln, Knochen, Knorpeln, Sehnen oder auch Nervenzellen beschleunigen soll. Falls Sie beispielsweise einen Muskelfaserriss haben, fallen Sie heutzutage zehn Wochen aus. Unser Produkt kurbelt die Selbstheilungskräfte des Körpers an und soll diese Zeit verkürzen.

Ein Meilenstein für die Sportmedizin...
Das ist ein Aspekt unseres Ansatzes, aber längst nicht der einzige. Denn mit der kürzeren Behandlungszeit sinken gleichzeitig die Gesundheitskosten - nicht zuletzt, weil der Patient auch am Arbeitsplatz schneller wieder einsatzfähig ist. Doch vor allem schaffen wir in vielen Fällen eine Möglichkeit, Verletzungen zu behandeln, denen momentan auf pharmazeutischem Weg nicht beizukommen ist. Denken Sie darüber hinaus an die Folgen von Verletzungen älterer Personen. Heutzutage führt das wegen des langen und unvollständigen Heilungsprozesses oft zu irreparablen Folgeproblemen, physischen wie psychischen. Stellen Sie sich vor, wie wir die Lebensqualität von Senioren verändern können, wenn ein Sturz nicht mehr solch gravierende Auswirkungen hätte.

Wie ist Ihr Team zusammengesetzt?
Aktuell sind wir ein Vierer-Kernteam. Unsere Therapieansätze beruhen auf meinen wissenschaftlichen Entdeckungen und Erfahrungen. Ferner wirken Roger Meier, ein erfahrener Business Angel, sowie Urs Breitenstein, Finanzspezialist, sowie Isabelle Kappeler als Projektmanagerin mit. Ich sorge als CEO dafür, dass wir die wissenschaftlichen Fortschritte sowie Prozesse, Planung und Organisation im Griff haben. In den kommenden Monaten werden weitere Mitarbeitende zu uns stossen. Darüber hinaus geniessen wir grosse Unterstützung von etlichen Spezialisten in den unterschiedlichsten Gebieten. Wir haben die Versameb im August 2017 als Aktiengesellschaft gegründet. An der Idee arbeiten wir aber bereits seit 2011. Im vergangenen Herbst konnten wir eine Finanzierungsrunde erfolgreich abschliessen. 

Seit wann sind Sie Mieter im Park Basel Area?
Als wir die Gründung der Aktiengesellschaft vorbereiteten, haben wir an der Ausschreibung für BaseLaunch teilgenommen, ein Accelerator-Programm der Innovationsförderung und Standortpromotion BaselArea.Swiss. Während dieses Ausschreibungsprozesses haben wir die Vorzüge der Park Basel Area erkannt und ein Büro bezogen.

Dann haben Sie sich vor allem wegen BaseLaunch für den Park Basel Area entschieden?
Das ist richtig, doch natürlich haben wir uns im Vorfeld über die verschiedenen Möglichkeiten informiert. Für uns war anfangs vor allem wichtig, dass eine entsprechende hochqualitative Infrastruktur vorhanden ist, wie zum Beispiel Meeting-Räume, aber auch ganz simpel ein vorhandenes IT-Netzwerk. Überzeugt hat uns am Ende aber die Möglichkeit zum Austausch mit anderen Forschenden, auf die wir im Zuge des BaseLaunch-Programms und Einzugs weiterer Firmen hoffen. Wir möchten hier gerne am Anfang mit dabei sein und sehen daher auch eine Chance, die Entwicklung des Parks mit zu beeinflussen. Gerade dieser Punkt ist bei anderen Einrichtungen dieser Art oft nicht gegeben: Häufig geht es eher anonym zu und man arbeitet hinter verschlossenen Türen.  

Wie kann man sich diesen Austausch im Park Basel Area vorstellen?
Sie dürfen nicht erwarten, dass von einem Nachbar der eine richtungsweisende Input kommt, der den eigenen Ansatz vollständig verändert. Aber Sie erhalten Feedback zu Details, sei es eine Bestätigung, oder etwa ein Hinweis auf eine andere Forschungsgruppe, die einen alternativen Weg eingeschlagen hat. Unter Wissenschaftlern hilft man sich ausserdem immer aus, wenn es um methodische oder technologische Erfahrungen, Problemlösungen oder Netzwerke geht. Da junge Firmen in diesen Phasen nie vollständig ausgestattet sind, kann der Austausch mögliche Probleme vermeiden, wenn mit Hilfe eines solchen Netzwerks schnellere Lösungen gefunden werden. Von diesem Austausch profitieren natürlich alle Teilnehmer, weshalb es auch für verschiedene Firmen attraktiv ist, hier zu sein.

Stand die Region Basel als Standort jemals in Frage?
Eigentlich nicht, schon alleine, weil wir alle hier in der Region zuhause sind. Dadurch hat sich jeder von uns innerhalb dieses mächtigen Life Science Clusters bereits ein umfangreiches Netzwerk aufgebaut, unter anderem zu bedeutenden Unternehmen und zur Uni Basel. Dazu kommt: In der Schweiz ein Unternehmen zu gründen gestaltet sich wesentlich einfacher als in anderen Ländern. 

Welche nächsten Schritte stehen an?
Einerseits gilt es, unser geistiges Eigentum zu schützen, also entsprechende Daten im Labor zu generieren und damit Patente zu schreiben. Andererseits befinden wir uns noch in der präklinischen Phase, somit arbeiten wir darauf hin, unser Molekül bereit zu machen für klinische Studien. Wir setzen alles daran, den ersten proof of concept in der Klinik zu erbringen.

Wie kann Sie der Park Basel Area dabei unterstützen?
Im Zuge der BaseLaunch Evaluierung wurde uns im Park Basel Area ein Labor für ein Jahr kostenlos zur Verfügung gestellt, wofür wir dem BaseLaunch-Team sehr dankbar sind. Ursprünglich hatten wir eine reine externe Lösung, doch mit einem eigenen Labor in einer hervorragenden Infrastruktur geht man weniger Risiken ein und hat alle Vorgänge jederzeit unter Kontrolle. Damit spreche ich mich nicht gegen externe Kooperationen aus, im Gegenteil - sie spielen für uns eine grosse Rolle. Doch mit dem eigenen Labor können wir Generierung patentkritischer Daten besser kontrollieren und haben gleichzeitig mehr Flexibilität.

Zum BaseLaunch-Programm gehörte auch ein einmaliges Consulting mit Vossius & Partner, einer renommierten Kanzlei für Patentrecht. Das hat uns durchaus weitergeholfen, auch wenn wir bereits mit der Kanzlei Latscha Schöllhorn Partner fest zusammenarbeiten und eine Patentstrategie aufgebaut haben. Bei unserem Treffen mit Vossius & Partner konnte diese Strategie voll und ganz bestätigt werden. Insofern hat sich durch diese Unterstützung nichts Wesentliches verändert, aber immerhin fühlen wir uns bestärkt, auf dem richtigen Weg zu sein.

Zum Abschluss: Was ist die Vision Ihres Unternehmens?
Wir wollen, dass unsere Wissenschaft eines Tages sehr, sehr vielen Menschen hilft, ihre körpereigene Regenerationsfähigkeit markant zu verbessern. Damit sollen sie nicht nur besser, sondern auch länger mit möglichst wenigen Beschwerden leben können.